Donnerstag, 29. August 2013

Tomb Raider (Xbox360)

Tomb Raider ist ein Klassiker der Gaming-Geschichte. Seit dem Start der Reihe 1996 sind bislang elf Ableger erschienen. Ist der neueste Titel somit wirklich notwendig oder nur unnötige Zeitverschwendung?

Im Gegensatz zu den bisherigen Tomb Raider-Spielen spielt der im Frühjahr 2013 erschienene Ableger vor der Zeit, als die berühmte Protagonistin Lara Croft zur Videospielheldin wurde. Es erzählt die Anfänge von Lara, die als Archäologin mit ihrem Team auf einer Insel strandet und dort zur vielseitigen Kriegerin reift.


Das Spiel startet also dort, wo der Trailer endet: Nachdem die 21-jährige Lara mit ihrem Schiff auf einer Insel gestrandet ist, findet sie sich alleine am Ufer wieder. Bevor sie zu ihren Gefährten gelangen kann, wird sie plötzlich von einer unbekannten Person bewusstlos geschlagen. Als sie aufwacht, ist sie in einer Höhle gefesselt. Hier beginnt das eigentliche Abenteuer - Lara muss ihr Team finden, um gemeinsam eine Lösung zu suchen, wie man von der Insel abreisen kann. Dass sich dies schwieriger als zunächst gedacht gestaltet, ist fast schon logisch. Die Insel wird nämlich von erbarmungslosen Einheimischen regiert, die der Archäologin nicht nur einmal das Leben schwer machen werden.

Man kann es als mutigen Schritt der Entwickler ansehen, dass sie einen Zeitsprung zurück wagen, um die Vorgeschichte von Lara Croft zu erzählen. Dies ist ihnen grundsätzlich auch wirklich gut gelungen. Denn trotz keiner wirklichen Innovationen unterhält die Story durchaus gut. Ein entscheidendes Detail konnten die Entwickler allerdings leider nicht ausreichend umsetzen, die Darstellung von Lara, wie sie von einer normalen Frau zur Heldin reift. Man sieht deutlich, dass sie durchaus die Ambition hatten, diesen Reifeprozess darstellen zu wollen; schließlich wirkt Lara in den Cutscenes oftmals schwächlich und verletzlich. Doch richtig gelungen ist es ihnen nicht. Das kratzt natürlich an der Atmosphäre, da es das Gesamtbild etwas unstimmig macht.

Vom Gameplay her spielt sich Tomb Raider sehr ordentlich. Anfangs startet ihr lediglich mit einem Bogen ausgerüstet in das Abenteuer, ehe ihr im Spielverlauf ein paar zusätzliche Waffen findet. Diese benutzt ihr nicht nur, um menschliche Gegner auszuschalten, sondern auch zur Jagd auf Tiere. Um das Spiel erfolgreich abschließen zu können, ist es jedoch nicht notwendig zu jagen. Denn zu viel "Survival" wollten die Entwickler dann doch nicht ins Spiel einbauen: Lara hat nie das Bedürfnis, etwas essen zu müssen, es gibt keinen Hunger-Balken oder Ähnliches. Neben dem Kampf ist ein weiteres wichtiges Spielelement das Klettern. Dies könnt ihr entweder ohne weitere Hilfsmittel oder an entsprechenden Felswänden mit einer Kletteraxt. Auch hier haben es euch die Entwickler leicht gemacht - Wände, an denen ihr hochklettern könnt, wurde ein weißer Anstrich verpasst.

Generell ist ein hilfreiches Tool im Spiel der Überlebensinstinkt. Mittels Knopfdruck wechselt ihr in einen Modus, der dem Adlerauge in Assassin's Creed ähnelt. Ihr seht alle wichtigen Objekte und Gegner markiert, genauso auch euer Ziel. Ob man dies als "Vercasualisierung" im Sinne von zu starker Vereinfachung des Spielerlebnisses ansieht, oder als sinnvolles Mittel zum Zweck - das darf jeder für sich selbst entscheiden.

Sowohl beim Klettern als auch beim Kämpfen kommt es immer wieder zu Quick Time Events. Im richtigen Moment den richtigen Knopf gedrückt, versetzt Lara einem Gegner den Todesstoß oder schafft es gerade so noch, sich an einer Kante festzuhalten. Generell sind Quick Time Events eine sehr heikle Sache, denn falsch umgesetzt sind sie so ziemlich das nervigste Spielelement, das man als Spieler vorgesetzt bekommen kann. In Tomb Raider ist die Umsetzung allerdings sehr gut gelungen. Die Quick Time Events bringen Spannung und Dynamik ins Geschehen.


Grundsätzlich ist die Welt von Tomb Raider offen - ihr könnt jederzeit von einem Lager zu einem anderen reisen, um das Gebiet dort nochmals genauer zu untersuchen. Die Story selbst spielt sich allerdings absolut linear. Die Schnellreise-Option ist somit auch zum Durchspielen nicht notwendig und nur dazu wirklich sinnvoll, um nach Spielende nochmals alle verpassten Gegenstände aufzusammeln bzw. weitere Erfahrung zu erlangen.

"Erfahrung" ist auch ein weiterer wichtiger Stichpunkt. Für viele Aktionen im Spiel erhaltet ihr EP. Habt ihr genug EP gesammelt, erhaltet ihr dafür einen Fähigkeitspunkt. Mit diesem könnt ihr dann eine von Lara's vielen Fähigkeiten freischalten. Daneben sammelt ihr außer EP auch Beute. Diese benötigt ihr, um eure Waffen aufzurüsten.

Wichtig für die Tomb Raider-Reihe sind Rätsel, diese fehlen natürlich auch nicht im aktuellsten Ableger. Leider sind diese im Spiel eher etwas rar und vom Schwierigkeitsgrad auch nicht richtig herausfordernd. Hier wäre deutlich Luft nach oben gewesen. Das einzig Positive daran ist, dass einem die Rätsel nicht von der eigentlichen Story abhalten und den Spielfluss fordern. Eingefleischte Tomb Raider-Fans hätten sich jedoch sicherlich komplexere und schwierigere Aufgaben gewünscht.

Ein ganz großer Pluspunkt von Tomb Raider ist die Grafik. Es gehört definitiv zu der Art von Spielen, die einem zum Erstaunen bringen, was man aus dieser acht Jahre alten Spielkiste noch alles rausholen kann. Wunderschöne, detaillierte Landschaften machen die Welt von Tomb Raider zu einer wahren Augenweide. Die Charaktere, die zwar wenig blass, allerdings etwas sehr stereotypisch wirken, sind auch optisch schön modelliert.

Fazit: 
Als der Abspann abläuft, bin ich enttäuscht, dass das Spiel bereits zu Ende ist. Denn gerade gegen Schluss wurden die Kämpfe endlich richtig herausfordernd und auch die Story hat nochmal ordentlich angezogen. Tomb Raider ist trotz des etwas bescheiden gehaltenen Komplexitätsgrades ein absoluter Top-Titel, in dem nicht nur Genre-Fans riesen Spaß finden werden. Lediglich Hardcore-Survival-Anhänger könnten enttäuscht werden, spielt es sich doch eher wie ein klassisches Adventure mit sehr vielen Kampf-Passagen.

Story: 8.5
Gameplay: 9.0
Grafik: 9.5
Atmosphäre: 8.5

GESAMT-SCORE: 8.9

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