Mittwoch, 19. März 2014

Titanfall (Xbox One)

Mit Titanfall erscheint das erste richtige Shooter-Flaggschiff der Xbox One. Der Microsoft-Exklusivtitel verspricht angeblich eine Revolution des Genres. Ob dies den Entwicklern gelungen ist, erfahrt ihr in diesem Test.

Titanfall ist vor einer Woche exklusiv für die Xbox One und den PC erschienen, eine Xbox 360-Fassung soll im April folgen. 60 Euro müsst ihr für die One-Version auf den Tisch legen. Nicht wenig Geld für ein Spiel, das keinen offline-Spielmodus besitzt und voll und ganz - aber eben auch ausschließlich - auf den Multiplayer setzt. Eine Xbox Live Gold-Mitgliedschaft  plus Internetanbindung ist somit zwingende Voraussetzung, ohne dies könnt ihr mit dem gesamten Spiel gar nichts anfangen.


Als Einstieg spielt ihr euch zunächst durch ein sehr eingängiges Tutorial. In kurzen Sequenzen werden euch darin die einzelnen Funktionen sehr verständlich erklärt, sodass sich sowohl Anfänger als auch Profis rasch zurechtfinden sollten. Danach könnt ihr euch grundlegend für zwei verschiedene Spieltypen entscheiden: Entweder ihr spielt normal im Multiplayer, oder widmet euch der Kampagne.

Über die Kampagne will ich nicht viele Worte verlieren. Diese unterteilt sich lediglich in neun kurze Kapitel, wobei sich jedes davon wie ein normales Multiplayer-Match spielt mit dem absolut einzigen Unterschied, dass diese mit ein paar wenigen Zwischensequenzen ausgeschmückt werden. Die gesamte Kampagne lässt sich also locker in zwei bis drei Stunden durchspielen und meiner Meinung nach hätten sich die Entwickler diesen Spieltyp auch wirklich sparen können. Da boten selbst die Storys der Call of Duty-Reihe, welche ebenfalls von den Titanfall-Machern stammt,  mehr Tiefe und Komplexität.

Aber abgesehen von dieser sogenannten "Kampagne" spielt sich das eigentliche Hauptaugenmerk von Titanfall in den Multiplayer-Matches ab. Hier könnt ihr zwischen sechs verschiedenen Spielmodi wählen, bei denen die Klassiker des Shooter-Genres vertreten sind. Team vs. Team Deathmatch, Capture the Flag und das Erobern von Stützpunkten stehen zur Auswahl. Außerdem könnt ihr in "Last Titan Standing" auch nur in Titans kämpfen oder in "Pilotenjäger" nur die Kills von normalen Spielercharakteren zählen lassen.

Das Besondere am Gameplay ist jedoch die Mischung aus wahnsinnig schnellem Ego-Shooter und kolossaler Titan-Steuerung. Wer meint, in Halo 4 den zügigsten modernen Multiplayer gefunden zu haben, der irrt. Titanfall setzt in Geschwindigkeit neue Maßstäbe: Euer Charakter bewegt sich nicht nur rasch, er verfügt auch über extreme Agilität. Mühelos führt ihr meterhohe Sprünge durch oder rennt an Wänden entlang, Stürze überlebt ihr aus unendlicher Höhe. Die Maps mögen zwar im Vergleich zu Halo zumindest geringfügig größer sein, die Geschwindigkeit des Gameplays per se gleicht diesen Unterschied jedoch mehr als nur aus. Ansonsten vereint Titanfall viele bereits bekannte Elemente des Shooters: Ihr könnt euren Charakter modifizieren und individuell mit unterschiedlichen Waffen, Granaten und Fähigkeiten ausrüsten, gleiches gilt ebenfalls für euren Titan. Zusätzlich gibt es noch sogenannte "Burn Cards", von denen ihr bis zu drei gleichzeitig einsetzen könnt, um euch einen gewissen Vorteil für eine bestimmte Zeit zu schaffen. Summa summarum ist hierbei von einer "Revolution" zu sprechen definitiv übertrieben, auch wenn Titanfall eine angenehme Abwechslung im Shooter-Genre bietet.

Das Markanteste an Titanfall sind, wie der Name schon verlauten lässt, die Titans. Diese spielen sich in Kombination mit den normalen Charakteren, den Piloten, sehr gut; den Entwicklern ist es gelungen, eine ordentliche Balance zu schaffen. Klar kann ein Titan einen Piloten ausschalten, indem er ihn einfach nur zertritt - jedoch verfügen diese über spezielle Anti-Titan-Waffen und Titans sind generell nicht permanent verfügbar. Um einen Titanfall durchzuführen, müsst ihr zu Spielbeginn drei Minuten warten. Diese Wartezeit könnt ihr durch das Ausschalten von gegnerischen Truppen verkürzen.

Neben den von Spielern gesteuerten Charakteren sind auch einige KI-Einheiten mit von der Partie. Deren künstliche Intelligenz ist jedoch leider nur mehr als bescheiden und sie fungieren daher lediglich als Kanonenfutter. Das einzig Positive an den KI-Einheiten ist, dass sich manche von ihnen von euch hacken lassen, um euch infolge im Kampf zur Seite zu stehen.


Wirklich prachtvoll umgesetzt wurde von den Entwicklern die Map-Gestaltung. Auf 15 unterschiedlichen Karten könnt ihr eure Titans über das Spielfeld jagen, alle sehr variabel und hübsch gestaltet. Auf manchen von ihnen leben sogar Tiere, die die Umgebung lebendig wirken lassen. Apropos hübsch - das ist die Grafik leider nicht. Die Effekte sind zwar nett umgesetzt, die grundlegende Optik des Spiels reizt die Möglichkeiten der aktuellen Generation aber nicht mal annähernd aus und könnte selbst auf Xbox 360 und PS3 genauso aussehen. Zudem läuft Titanfall auf der One nicht einmal mit 900p.

Fazit:
Gutes Spiel: ja - Revolution: nein. Titanfall mischt bereits bekannte Shooter-Elemente mit Titan-Gameplay und hievt zumindest die Spielgeschwindigkeit auf eine neue Ebene. Das Spiel bietet sicherlich enormen Spaß für längere Zeit, jedoch auch einen überschaubaren Umfang (insbesondere eine bescheidene Kampagne) und wird damit dem Hype nicht ganz gerecht, den es im Vorfeld ausgelöst hatte. Sollten die Entwickler in Form von DLCs in Zukunft noch etwas mehr Abwechslung in das Spiel an sich bringen (mehr Spielmodi, Waffen, Fähigkeiten, etc.), wird Titanfall noch viele Zocker lange an ihre Konsole fesseln können.

Umfang: 6.5
Gameplay: 9.5
Grafik: 6.5
Atmosphäre: 9.5

GESAMT-SCORE: 8.0