Dienstag, 27. August 2013

Far Cry 3 (Xbox360)

Far Cry 3 war eines der meist erwarteten Spiele des Jahres 2012. Nach dem sehr polarisierenden Vorgänger schürten die Entwickler große Hoffnungen, als sie ankündigten, die großen Schwächen von Far Cry 2 im neuen Teil beseitigt zu haben. Alles nur leere Versprechen?

Die Ausgangssituation in Far Cry 3 bietet grundsätzlich nichts Neues; wieder einmal ist man in einem von Flora und Fauna strotzenden Open World-Szenario, wieder einmal spielt man einen ahnungslosen Einreisenden, der in die dunklen Tiefen des Gebietes eintaucht und wieder einmal ist es Aufgabe des Protagonisten, die Führer krimineller Organisationen niederzustrecken.

Somit bietet die Story nicht viel Innovatives. Allerdings ist die Inszenierung dieser diesmal deutlich besser gelungen. Ihr startet euer Abenteuer mit dem Protagonisten Jason Brody, der gemeinsam mit Freunden Urlaub auf einer tropischen Insel macht. Der Spaß findet allerdings schnell ein Ende: Sie werden von Piraten entführt und gefangengenommen. Jason Brody gelingt in einer spannend inszenierten Flucht den Entführern zu entkommen, jedoch stirbt sein Bruder Grant dabei. Euer Protagonist hat nun zwei Ziele. Einerseits seine Freunde zu retten, und andererseits sich an den Piraten zu rächen. Das Spiel macht Lust auf mehr.


Allerdings gelingt den Entwicklern an dieser Stelle ein wesentlicher Punkt nicht. Die Entwicklung von Jason Brody von einem ahnungslosen Touristen zu einem rachsüchtigen Krieger erfolgt zu sprunghaft und wirkt absolut nicht glaubhaft. Hier geht leider einiges an Atmosphäre verloren. Kaum ist man der Gefangenschaft entflohen, stürzt man sich sofort in die Weiten der tropischen Insel, als wäre das Handhaben von Waffen und das Erkunden von fremden Gebieten euer täglich Brot.

Als Nächstes schließt ihr euch einem Clan von Eingeborenen, den Rakyat, an. Sie unterstützen Jason Brodys Vorhaben seine Freunde zu retten, indem sie ihm Waffen und Ausrüstung zur Verfügung stellen. Hierbei gilt es vor allem die Charakterdarstellung der führenden Personen des Clans zu loben. Dennis Rogers, Vorsprecher der Rakyat, und Citra, die schamanische Anführerin, stechen durch ihre Optik heraus und werden auch ausführlich beleuchtet. Citra ist ebenfalls wesentlicher Bestandteil der Handlung, da sie euch durch Drogen immer wieder zu ihrem Vorteil beeinflusst. Gerade diese Teile des Spiels sind großartig inszeniert, die total absurden und übertrieben dargestellten Cutscenes und Missionsabschnitte sind ein atmosphärisches Highlight.

Neben diesen beiden Charakteren ist der Anführer der Piraten, Vaas, der gleichzeitig Citras Bruder ist, ebenfalls erwähnenswert. Wenn Vaas in Far Cry 3 auftaucht, ist dies eine Garantie für eine stimmungsvolle Cutscene, die meistens die irren Seiten des Piratenanführers näher beleuchtet. Selten hat man einen so toll dargestellten Antagonisten in einem Videospiel erlebt.

Das Spiel macht hinsichtlich Charakterdarstellung jedoch einen ordentlichen Spagat. Während manche Personen exzellent beleuchtet werden, bleiben andere überwiegend blass. Andere wichtige Charaktere wie die Freunde von Jason Brody werden zu fast schon rudimentären und absolut austauschbaren Peripherien degradiert, was sehr schade ist, denn darunter leidet die Atmosphäre.

Hinsichtlich Gameplay bietet Far Cry 3 viel Neues im Vergleich zu seinem Vorgänger. Die Insel ist regelrecht überladen mit Aktivitäten. Ihr könnt Außenposten von Piraten befreien, welche auch nach der erstmaligen Säuberung in eigener Hand bleiben, Tiere jagen, dessen Beute ihr für die Verbesserung eures Equipments benötigt, Pflanzenblätter sammeln, welche ihr zur Spritzenherstellung braucht, vorgefertigte Mini-Missionen bewältigen und euch damit in den Online-Highscores eintragen, Gegenstände sammeln, Story-Aufgaben absolvieren, die Hauptgeschichte vorantreiben, verschiedene Nebenmissionen erledigen,... Man hat beinahe das Gefühl, dass die Entwickler unbedingt die Einfältigkeit von Far Cry 2 durch das Einbringen jeder denkbaren Tätigkeit ausgleichen wollten. Ich lasse es an dieser Stelle mal dahingestellt und jeden selbst beurteilen, ob dies zu viel des Guten war, oder damit eine sinnvolle Auslebung des Insellebens erzielt worden ist.

In einem Punkt sind sich Far Cry 3 und sein Vorgänger auf jeden Fall gleich. Beide Spiele bieten eine top Grafik mit einer schönen Landschaft in der man gerne seine Zeit verbringt. Die Spielwelt wirkt sehr lebendig durch die Integration von verschiedenen Tieren und die in den Dörfern lebenden Menschen sowie den auf der gesamten Spielwelt freundlich und feindlich gesinnten herumstreifenden Soldaten. Zudem habt ihr wie gewohnt ein breites Arsenal an Waffen, das für jeden Spielertyp genug Optionen der Zusammensetzung bietet. So könnt ihr euer Equipment abstimmen, je nachdem ob ihr eher als Rambo oder lautloser Killer eure Missionen bewältigen wollt. Spritzen geben euch diesmal nicht nur Heilung, sondern können euch auch in anderen Bereichen eine große Hilfe bieten, zum Beispiel bei der Jagd auf Tieren. Daneben gibt es natürlich auch wieder eine Vielzahl an steuerbaren Transportmitteln, sei es am Land, im Wasser oder in der Luft.


Jason Brody verfügt zudem noch über etliche andere Fähigkeiten, welche ihr im Laufe des Spiels durch den Erhalt von Erfahrungspunkten oder die Absolvierung gewisser Tätigkeiten freischalten könnt. Dadurch könnt ihr beispielsweise länger tauchen, besondere Takedowns ausüben oder eure Resistenz gegenüber allem Möglichen steigern.

Fazit: 
Die Entwickler haben ihr Versprechen eingehalten. Far Cry 3 wurde im Gegensatz zum Vorgänger ordentlich verbessert. Schwachpunkte gibt es allerdings trotzdem immer noch. Die Atmosphäre leidet unter der unglaubwürdigen Wandlung des Protagonisten vom friedlichen Urlauber zum erbarmungslosen Killer und der blassen Darstellung dessen Freunde. Zudem ist die Story wenig innovativ - jedoch auch ausgezeichnet inszeniert. Ein großes Plus sind auf jeden Fall das Gameplay, die Grafik, die Charakterisierung mancher wichtiger Persönlichkeiten und die lebendige Spielwelt. Am Ende von Far Cry 3 kann man definitiv über die eine oder andere Schwäche hinwegsehen und auf ein sehr gutes Spiel zurückblicken.

Story: 8.0
Gameplay: 9.5
Grafik: 9.5
Atmosphäre: 8.5

GESAMT-SCORE: 8.9



PS: Schon einmal Far Cry 3 im Real Life gesehen?

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