Freitag, 1. Februar 2013

Ànims Abidal!

Für Barcelona's Nummer 22 waren die letzten Jahre äußerst turbulent. Sportliche Erfolge paarten sich mit privaten Schicksalsschlägen. Ein Blog-Eintrag über eine der wichtigsten Persönlichkeiten des katalanischen Fußball-Clubs.

Am 11. September 1979 wurde Éric-Sylvain Bilal Abidal im französischen Lyon geboren. Hier beging er auch den Einstieg in seine Fußballerkarriere. Bis 2000 spielte er beim AS Lyon Duchère, ehe er ablösefrei zum AS Monaco wechselte, für den er die folgenden zwei Jahre spielen sollte. Nächste Station bildete der OSC Lille. Erstmalig wurde auch eine Ablösesumme fällig, der Verein aus Nordfrankreich überwies den Monegassen 300.000€. 2004 ging es für ihn zurück ihn seine Heimatstadt zu Olympique Lyon, der Wechsel ging für 8.500.000€ über die Bühne. Drei Jahre später war es soweit, Abidal war auf dem höchsten Level des Fußballs angekommen: Der FC Barcelona legte im Sommer 2007 15.000.000€ für den französischen Fußballspieler auf den Tisch. Benvingut Eric Abidal!

Allerdings begann seine Karriere beim FC Barcelona nicht gerade rosig. Zwar konnte er sich sofort durchsetzen und brachte es in seiner Debüt-Saison bei den Katalanen auf stolze 46 Pflichtspiele, doch der Verein schloss die Saison titellos ab als Dritter in der Liga beziehungsweise als Halbfinalist in der Champions League und der Copa del Rey. Die Ära Rijkaard war damit ebenfalls beendet. 

Infolgedessen stellte 2008 einen groben Umbruch dar. B-Mannschafttrainer Josep Guardiola wurde als Profitrainer engagiert, Club-Größen wie Ronaldinho oder Deco verließen den Verein. Für Abidal und den FC Barcelona sollten sich diese Personalentscheidungen als glücklich erweisen.

Eine der ersten wichtigen Entscheidungen Guardiolas war die Neuzusammenstellung der Abwehrreihe. Neben Kapitän Puyol setzte sich Sommereinkauf und La Masia-Absolvent Pique in der Innenverteidigung durch. Rechter Verteidiger und ebenfalls Neuankömmling Alves besetzte von nun an die Position neben diesen beiden. Komplettiert wurde die Viererkette von Abidal, der auf seiner Hauptposition als linker Verteidiger ab sofort zum Einsatz kam. Schnelles, elegantes Verteidigen und dabei die Übersicht und die absolute Ruhe zu bewahren zeichnete sein Spiel aus. Ein verlässlicher Abräumer, der solide das Spiel von hinten aufbaute. Das Letzte, was man ihm unterstellen konnte, war mangelnde Einsatzbereitschaft.


Guardiola setzte Abidal als taktisches Defensiv-Äquivalent zu Alves ein. Die Hauptaufgabe des Brasilianers war das Dauerlaufen des rechten Flügels, primär mit Offensivaufgaben beschäftigt. Um dies auszugleichen, waren von Abidal nur wenige offensive Vorstöße zu sehen. Somit stellte er hinten eine dauerhafte Absicherung dar, die nur wenig Akzente Richtung gegnerisches Tor setzte. Dieser eher unauffällige Spielstil hatte zur Folge, dass er von vielen Beobachtern des katalanischen Fußballs nicht richtig geschätzt wurde. In Wahrheit waren seine Defensivqualitäten jedoch auf Weltklasseniveau, damals zählte er gemeinsam mit Spielern wie Evra, Cole und Lahm zu den besten Linksverteidigern auf dem Erdball.

Verletzungen des Stamminnenverteidigerduos und eklatante Formschwächen der Ersatzleute Marquez und Milito zwangen Abidal immer häufiger in die Zentrale zu rücken. Die Position des Innenverteidigers bekleidete er allerdings genauso souverän wie die des Linksverteidigers.

Ein Rückschlag in seiner sportlichen Karriere stellt das Champions League-Halbfinalrückspiel gegen den FC Chelsea in London dar. In der 66. Minute erhielt der Franzose eine sehr fragwürdige rote Karte und wurde somit für das Finale in Rom gesperrt.
 


Davon ließ er sich allerdings nicht entmutigen. Im Gegenteil: Er steigerte seine Leistungen kontinuierlich und selbst eingefleischte Culés waren überrascht, welche Reserven noch in diesem Spieler steckten, hatte er zu diesem Zeitpunkt doch immerhin auch schon die 30-Jahre-Marke überschritten. Leider stoppte eine Knieverletzung im Februar 2010 seine großartige Form und zwangen ihn zu einer zweimonatigen Pause.

Währenddessen hatte auch das Portal "transfermarkt" seine positive Entwicklung honoriert und erhöhte am 12. April 2010 seinen Marktwert auf 20.000.000€. Eine stolze Zahl für einen Linksverteidiger dieses Alters.


Jedoch war es Abidal so bald nicht möglich, seine herausragenden Leistungen zu wiederholen. Kaum hatte er sich von seiner Knieverletzung erholt, zog er sich eine Leistenverletzung zu, wodurch er zunächst gegen Ende der Saison seinen Stammplatz gegen Maxwell verlor.

Die Saison 2010/11 sollte allerdings wieder einen positiven Schwung in seine sportliche Karriere bringen. Er kämpfte sich in die erste Elf zurück und wurde erneut unumstrittener Stammspieler. Taktische Umstellungen machten es ihm nun auch möglich, öfters am Offensivspiel der Mannschaft teilzunehmen. So kam es im Cup-Rückspiel gegen Athletic Bilbao am 5. Januar 2011 auch zu einem ganz besonderen Ereignis: Eric Abidal erzielte sein erstes Tor im Trikot des FC Barcelona und schoss damit sogar seine Mannschaft in die nächste Runde.


Zwei Monate später sollte allerdings der größte Schicksalsschlag seines Lebens folgen. Am 15. März 2011 publizierte der FC Barcelona auf seiner Webpräsenz einen Artikel, der verlautbarte, dass ein Lebertumor bei Abidal diagnostiziert worden sei. Bereits zwei Tage nach dieser Schreckensmeldung konnte die erfolgreiche Operation und Entfernung des Tumors bekanntgegeben werden. Jedoch war natürlich eine längere Fußballpause von Nöten, die Ärzte prognostizierten ihm das Saison-Aus.

Während dieser schweren Zeit bekam Abidal Unterstützung von allen Seiten. Beim Heimspiel des FC Getafe gegen den FC Barcelona am 19. März 2011 gab es in Anlehnung auf seine Rückennummer während der 22. Minute 60 Sekunden lang Standing Ovations. Beim Aufeinandertreffen seines Heimatvereins Olympique Lyon gegen Real Madrid trugen beide Mannschaften T-Shirts mit positiven Botschaften in Richtung Abidal.

Zur Überraschung aller fand er sich bereits sieben Wochen nach der Operation wieder im Aufgebot des FC Barcelona wieder. Er wurde in der 90. Minute im Champions League-Rückspiel gegen Real Madrid für Puyol unter stehenden Ovationen eingewechselt. Der Kapitän der Katalanen zeigte nach dem späteren Finalsieg im selbigen Wettbewerb, bei dem Abidal sogar über die volle Distanz spielte, eine großartige Geste, indem er ihm spontan kurz vor der Pokalüberreichung die Kapitänsschleife übergab. Somit wurde Abidal die Ehre zuteil, als Erster den Pokal hochstemmen zu dürfen.

In der Saison 2011/12 konnte Abidal wieder an alte Zeiten anknüpfen und etliche Spiele durchspielen. Am 18. Jänner 2012 erzielte er seinen zweiten und bisher letzten Treffer für die Katalanen. Im Copa del Rey-Viertelfinalhinspiel gegen Real Madrid erhöhte er auswärts auf 2:1, bei dem es auch bis zum Schlusspfiff des Schiedsrichters bleiben sollte.


Sein bisher letztes Spiel bestritt er im Nationaldress gegen Deutschland am 29. Februar 2012. Aufgrund einer leichten Hüftverletzung musste er drei Wochen pausieren, was grundsätzlich nicht weiter schlimm war. Im April jedoch musste die nächste Schocknachricht bekanntgeben werden: Bei einer Routineuntersuchung wurde festgestellt, dass der Krebs wieder zurück war. Diesmal nicht entfernbar, eine Heilung war nur per Lebertransplantation möglich. Noch im selben Monat unterzog er sich der notwendigen Operation, bei dem ihm ein Cousin einen Teil der Leber spendete.

Die beiden überstanden die Transplantation ohne Komplikationen. Seither befindet sich Abidal in einer Rehabilitationsphase. Im Dezember letzten Jahres konnte er sogar sechs Monate nach der Lebertransplantation wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Dass er eine Kämpfernatur ist, hat er bereits mehrfach bewiesen, nicht nur im Bezug auf seine Krebskrankheit. Als er während der globalen Verbreitung der Schweinegrippe ebenfalls vom H1N1-Virus infiziert wurde, prognostizierte man ihm einen Krankenstand von zwei Wochen Dauer - doch bereits zwei Tage (!) später stand er schon wieder in der Startelf.

Wann er nun allerdings wieder einsatzbereit ist, ist unklar. Der FC Barcelona steht jedoch weiterhin zu seinem Spieler: Erst im Februar 2012 verlängerte er seinen Vertrag bis 2013 inklusive einer automatischen leistungsbedingten Vertragsverlängerung bis 2015.

Die Fußballwelt fiebert auf das Comeback von Abidal hin, auf das wir hoffentlich nicht mehr lange warten müssen.



Ànims Éric-Sylvain Bilal Abidal!

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